Pressemitteilung Ausstellung "Joanna Gleich"

 

Kurztext:

 

Am Donnerstag 25. Mai 2023, 18 - 21 Uhr, eröffnet die Galerie Amart, Halbgasse 17, 1070 Wien, mit einer Vernissage ihre neue Ausstellung. Die Einzelausstellung trägt den Titel "Joanna Gleich" und zeigt die neuesten Werke der Wiener Malerin Joanna Gleich.

 

Die Ausstellung wird am 25.05.2022 um 19 Uhr durch Prof. Dieter Ronte (Kunsthistoriker und ehemaliger Direktor des Wiener MUMOK Museums, und mehreren anderen Museen) eröffnet.

 

Thematisch widmen sich Gleichs aktuelle Bilder in gewohnt ungegenständlicher Malweise dem Ausloten von Farben, Farbzusammenhängen und deren Wirken im Bildraum.

 

Die Ausstellung wird bis inklusive 1. Juli 2023 in der Galerie Amart zu sehen sein.

 

Mehr Informationen und Fotos zur Ausstellung gibt es weiter unten auf der Seite, sowie hier: https://www.amart.at/ausstellung/

 

Biografie

 

Joanna Gleich, geboren 1959 in Kluczbork, Polen, lebt und arbeitet seit 1979 in Wien.

 

 

1979 Abschluss am Lyzeum der bildenden Künste in Opole, 1985 - 1990 Studium der Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Prof. Wolfgang Hollegha, Diplom mit Auszeichnung. Studienaufenthalt in New York, langjährige Dozentin an den Akademien in Lienz, Geras und Bad Reichenhall. Zahlreiche Ausstellungen in Österreich, Polen, Deutschland und der Schweiz, sowie zahlreiche Werke in öffentlichen Sammlungen in Österreich und Polen.

 

 

 

Prof. Manfred Schneckenburger (ehemaliger Leiter Documenta Kassel) über Joanna Gleich:

(Text ist frei zum Druck)

 

 

Neue Energien

Farbige Energien und koloristische Harmonie

 

 

Zur Malerei von Joanna Gleich

von Prof. Manfred Schneckenburger

 

 

Meine Damen und Herren, sehr verehrte Joanna Gleich,

 

 

bevor ich näher auf die Bilder eingehe, muss ich meinem Gefühl Ausdruck geben, wie sehr ich mich freue, endlich wieder einmal über Bilder und nur über Bilder reden zu können ohne politische und religiöse Überbauten und ästhetische Theorien. Über Bilder, die reine Malerei und nur reine Malerei sind, sich voll blühender Farbsinnlichkeit ergießen und graue Eintrübungen ebenso meiden, wie das Allerlei bloßer Buntheit oder der Repetition gleicher Farben. Das Werk dieser Vollblutmalerin vollzieht sich in Pinselhieben, -schüben und -gesten, in Farbklängen, -kontrasten, - akkorden, räumlichen Rhythmen und bewegter Dynamik! Ich will den starken Eindruck allerdings nicht gleich am Anfang mit pauschalen Lobreden zuschütten und mich in die Distanz und unter die Observanz einer eher analytischen Betrachtung begeben.

 

 

Joanna Gleichs Malerei  ist ein Ereignis wie aus einem Guss. Und das, obschon sie, getrennt, vorgerührt und gemischt, von Dutzenden einzelner Porzellanschalen auf die grundierte Leinwand kommt. Die Künstlerin in einem Interview: "Es geht mir nicht um das volle Ausschöpfen des Spektrums. Aber es muss harmonieren." Ein kurzer Auszug aus dem selben Interview umreißt die subtile Praxis der Koloristin. Zur Farbe gehört jeweils der Blickwinkel. „Weil bei jeder Form das Licht anders auf die Fläche fällt, muss auch die Farbe anders sein, und diese Blickrichtung muss man noch übertreiben ." Interviewerin: "Das klingt wie bei einem Bildhauer ." Gleich: "Ja, es geht um räumliche Vorstellungskraft... man muss in den Bildern umhergehen können, um sich darin zu verlieren. " Die knappen Passagen rühren an den Kern von Gleichs Malerei, an den unerschöpflichen Reichtum ihrer farbigen Mittel und den Sog, der von ihren Bildern ausgeht. Er speist sich nicht nur aus den - manchmal unerfindlichen - Wegen des Farblichts, sondern nicht weniger aus einer Pinselschrift von kraftvoller, biegsamer Breite. Indem der Malakt vor allem stehend,von oben zum

 

 

 

Boden hin, erfolgt, wird das Format zum Tanzboden für eine gleichermaßen expressiv ausfahrende, wie konstruktiv gefestigte, gelegentlich auch lyrisch beschwingte Choreographie. Gottfried Knapp hebt zurecht darüber hinaus die individuelle Konsistenz eines jeden Pinselstrich hervor. Jeder ist eine Aktion und bewirkt eine Gegenreaktion. Ein innerer Kompass der Künstlerin zielt, ohne Schwächung der Polaritäten, auf Abstimmung. Ausgleich und höhere wechselseitige Effektivität. In einer solche Steigerung verdichtet die mannigfache Ausrichtung sich zur komplexen Komposition.

 

 

Gewiss schwingt in diesem Begriff ein finaler Überton mit, aus dem weitgehend Vorläufiges, Transitorisches herausgenommen wird. Bei Joanna Gleich trifft das jedoch nur sehr bedingt zu. denn bei ihr befindet die Komposition sich stets im Aufbruch. Gleichzeitig kontrolliert die KünstIerin den Maiprozess, indem sie ihn von der direkten Anschauung in den Kopf verlegt, wo das Bild sich selbstständig macht " und "ein eigenes Leben bekommt... 'innerhalb dieses Bildsystems gibt es Anforderungen, und es muss alles stimmen. Dann ein dezidiert harter Satz: „Da stören Natur und Realität nur."

 

 

Stattdessen steuern Erinnerungen, Empfindungen und Intuition. Gleich: "So kommt es zu gemalten abstrakten Landschaften, aber auch ein gemaltes Pferd ist abstrakt.“ Einfacher, einsehbarer, genauer wurde der schöpferische Prozess in der Abstraktion selten in Worte gefasst. Vielleicht hängt unsere Lust an spontaner wie vertiefter Anschauung nicht zuletzt von diesem vitalen Eigenleben der Bilder ab. Erlauben Sie mir deshalb, einen letzten Hinweis aus dem mehrfach zitierten Interview. Frage: "Interessiert sie die Wirklichkeit nicht?" Antwort: "Die Energie interessiert mich, die Energie des Zusammenwirkens zwischen den Farben." Dieses Zusammen wirken setzt natürlich mehr voraus, als eine intuitive Wahl: Kenntnis der theoretischen Grundlagen bei den Kontrahenten Newton (auf der physikalischen Seite) und Goethe (psychologisch-symbolisch fundiert). Einsicht in die Farbenlehre von Chevreu und Helmholz, sowie deren Anwendung bei Impressionisten und Postimpressionisten. Farbtemperatur und Perspektive bei Van Gogh und Gauguin, die Beachtung der Tonhöhe durch Seurat, der Farbendynamik durch Delaunay, ein gründliche Wissen über Pigmente und die Deckkraft der Farbpasten. Dennoch relativiert Gleich die Bedeutung des Lernbaren: " Warum eine Farbe neben einer anderen so oder so erscheint — das weiß ich heute alles in meinem Inneren. Es läuft im Grunde immer mit, wenn ich male denke ich nicht daran.

 

 

Wer die Bilderreihen über die letzten zwei Jahrzehnte hinweg verfolgt, wird einmal die früh einsetzende, ungeheure Sicherheit, dann aber die locker hingestrichene Spontanität im Umgang mit der Farbe bewundern. Nichts klumpt pastos, meist verteilt die Farbe sich dünnflüssig glatt. so dass die gebärdenhafte Energie, die gebündelte Ausrichtung bis in die Pinselspitze spürbar bleibt. Die wuchtigen Blöcke stauen und behindern sich nicht dickleibig, sondern schichten sich, fast elegant, indem sie unter und übereinander gleiten. Aufhellungen schaffen Spielräume und lassen unbeschwert atmen. Die Pinselbahnen türmen sich durch farbige Spektren, die Licht und Dunkelheit umfassen. Wo Massen zusammentreffen, trennte eine Art pittoreske Reißverschluss das Gefüge, während Schichtungen die Bildfläche rhythmisch gliedern und stufenweise überlagern. Balken treten vor und zurück. Hintergründe greifen nach vorne, springen den Betrachter förmlich an,

 

 

Vor allem aber: nie gesehene Farbkombinationen — gelb dunkles rotviolett, lindgrün akkordieren sich wie unter einem Zauber in vollem Zusammenklang. Sie behaupten sich, eingehüllt in einen lichtgrün Fond. Die neue Einheit ist Entdeckung und Erfindung zugleich. Eine begnadete Koloristin geht nicht nur Risiken ein, sie reüssiert auch mit stimmigen Treffern, die der Palette neue, reiche Möglichkeiten eröffnen.

 

 

Ältere Bilder fallen gerne gestisch aus und verfangen sich in Raumschlingen. Wie Drähte winden sie sich in die dritte Dimension. Diese Bilder sind kurzatmiger. unruhig, irregulär und volle Richtungswechsel.

 

Die Ausstellung, in der Sie sich befinden, konzentriert sich dahingegen auf die letzten zehn Jahre. Ihr Schwerpunkt liegt bei Bildern, die einen größeren Atem haben und mit sattem, breitem Pinsel angelegt sind. Sie strahlen eine biegsam elastische, verhaltene Monumentalität aus, die nie starr, gewaltsam und überwältigend auftritt. Die Farbe expandiert breitspurig, kann aber auch in einzelnen Spritzern und Tupfern versprühen.

 

 

Oft fasst Gleich mehrere Bilder aus derselben Inspirationsquelle, zu einem motivischen Bezug, zyklisch zusammen. Anlass kann die Begegnung mit anderen Kunstwerken sein. So entsteht um das Jahr 2008 die Serie nach Tiepolo mit Anklängen an das Genie aufreißender Deckenhimmel in Würzburg und dem Veneto: atmosphärische Durchbrüche und jagende Wolkenfetzen, die in unendliche Weiten entfliehen. Noch im lärmumtosten Münchner Flughafen mit seinem ständigen Kommen und Gehen, entfalteten diese Bilder voll und ganz ihre stille, farbige Präsenz. Eine kunstkritische Stimme schwärmte von "Der Transparenz des befreienden Durchblicks, " von dessen rokokohaft leichter Unbeschwertheit. Am Gegenpol dazu stehen Leinwände mit baumeisterlich gefügten Farbbalken, die das Format durch rechtwinklige Rahmengebilde nach innen stabilisieren. Beispiele finden sich in einem 2015 /17 gemalten 9-teiligen Zyklus nach einem Streichquartett von Zbigniew Bargielski: während auf "Feuilles volantes" die angeschrägte, massive Bodenlinie einen hochragenden Baumstrunk untermauert, um den der Wind Blattgestöber wirbelt, türmen sich auf "Nocturne" zwei Reihen kompakter Balken zur Mitte hin, wo sie aufeinandertreffen und sich teilweise überlagern. Die additive Schichtung gibt ein Zeitmaß vor, das von unten nach oben zunehmend dunkel dominiert wird. Das inspirierende Musikstück heißt "The Time That's Passed", die Zeit die vergangen ist. hier verschmilzt die aufsteigende Nacht mit Repetition, Variation, Wechsel, eingefasst in ein rhythmisches Regelmaß. Eine weitere Möglichkeit (neben Wirbel und orthogonalem Gerüst), zeigen frei schwingende Pinsel Bahnen in labiler Balance. Ob die Malerin dabei von Anfang an den Tempelsäulen kippenden Simson im Visier hatte, oder den Titel nachträglich dazu erfand, darf offen bleiben.

 

Zur Künstlerin Joanna Gleich:

 

 

wurde 1959 in Polen geboren, kam 1979 nach Wien und studierte von 1985 bis 1990 an der dortigen Kunstakademie bei Wolfgang Hollegha Malerei. Wieland Schmidt nannte ihren Lehrer einmal den Landschafter unter der Schar österreichischer Abstrakter. Nehmen wir Natur, Himmel, Wolken, Vegetation als Stichwörter für den begrünten Außenraum, so wird offenkundig, dass Joanna Gleich heute den stärksten Akzent innerhalb dieser abstrakten Landschaftskunst setzt. Keine andere durchpflügt die Farbwogen, durchformt und aktiviert sie mit vergleichbarer Entschiedenheit und Gestaltungskraft. Keine wiegt Übergänge derart schwebend aus. Die Wahlwienerin setzt die österreichische Traditionslinie der Maler wie Gerstl, Kokoschka, Mikl, Hollegha höchst eigenständig fort, sie ergreift packend von der Leinwand Besitz und leitet sie nuanciert in einen sanfteren Ausklang über. Mit Bildern wie "Nocturne" vollzieht sich das förmlich auf einer Art Skala, einer flachgelegten Leiter, die für den Ablauf der Zeit und ihrer Phasen eintritt: "The Time That's Past."

 

 

Der inneren Musikalität, die alle, wirklich alle Bilder von Joanna Gleich untermalt, verschließt sich indes kein Auge, das zu hören vermag.

 

 

Manfred Schneckenburger

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Titelbild der Ausstellung, Joanna Gleich, Ohne Titel, 2023, Öl auf Leinen, 200 x 150 cm

 

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Joanna Gleich, Ohne Titel, 2023, Öl auf Leinen, 200 x 150 cm

 

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Joanna Gleich, Ohne Titel, 2022, Öl auf Leinen, 90 x 185 cm

 

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Gottfried Mairwöger, Ausstellungsansicht Galerie Amart, 2023.

 

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Die Ausstellungsräume und der Skulpturengarten der Galerie Amart

 

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Die Ausstellungsräume der Galerie Amart - Ausstellung Gottfried Mairwöger, 2019

 

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