Burkhard Legenstein, geboren 1963 in Judenburg (Steiermark), lebt und arbeitet in Wien.
Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Prof. Wolfgang Hollegha. Zahlreiche Ausstellungen in Österreich.
Preis auf Anfrage
Preis auf Anfrage
Preis auf Anfrage
Preis auf Anfrage
Burkhard Legenstein, February - the First Violet, Acryl auf Leinen, 2023, 170 x 65 cm
VERKAUFT
Preis auf Anfrage
Ausstellungskatalog Burkhard Legenstein 2022
Biographie
Burkhard Legenstein, geboren 1963 in Judenburg (Steiermark), lebt und arbeitet in Wien.
1985 Aufnahme an die Akademie am Schillerplatz bei Prof. Wolfgang Hollegha
1992 Studienreisen nach Südamerika, Russland
1996 Diplom der Malerei-Grafik
1993 /94/95 Mehrere Teilnahmen an Akademieausstellungen und im Parlament
1993 Akademiefreundepreis
Seit 1996 selbständiger Maler, lebt und arbeitet in Wien.
Einzelausstellungen
1993 Gesamtsteirische Vinothek, St. Anna am Aigen
2001 „Kunst im Spital“, Leoben
2002 Kunstwerkstatt, Tulln
2003 Kunsträume Vincent, Wien
2004 Wohnkunst Ebner, Wien
2005 Altenheim Rosenheim, Tulln
2006 Galerie Lang Wien
2007 Frankfurt, Kunstmesse, Galerie Lang
2008 I&F-Immobilien, Feldkirch
2009 I&F-Immobilien, Bregenz
2010 Gallery AREA 53
2011 Galerie Exner
2012 Galerie Lang
2012 Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien
2015 Galerie Exner
2016 Galerie Exner
2018 Galerie Amart
2021 Galerie Amart
2022 Galerie Amart
Burkhard Legenstein
Bilder emotionaler Realität und handfester Wirklichkeit
von Hartwig Knack
Die malerische und außerordentlich farbintensive Formfindung der jüngsten Werkserie Burkhard Legensteins geht immer von realen Gegenständen aus, die sich mal mehr, mal weniger zugunsten der Abstraktion wandeln und transformieren. Es handelt sich um das Herauslösen einer Form, die für die Ganzheit des eigentlichen Gegenstandes nicht mehr bedeutsam ist. Damit unterscheidet sich die Kunst Legensteins von anderen abstrakt arbeitenden Künstlern, die die Gegenständlichkeit mehr oder minder ad acta legen und sich vom Figürlichen komplett entfernen. Legenstein geht es aber eher darum, zu den Dingen eine persönliche und emotionale Beziehung herzustellen. Das tut der Künstler dergestalt, dass er sich beim zeichnerischen und malerischen Erfassen des Objekts – ob es eine Bergkuppe ist, ob es Steine, Holzstücke oder Samenkapseln, ob es Federn sind oder ein industriell gefertigter hölzerner Bogen, mit dem Pfeile abgeschossen werden – detailliert mit seiner Oberflächenbeschaffenheit beschäftigt, dass er sich glatten oder rauen Partien, Krümmungen, Kanten, Brüchen, Rissen oder Farbabstufungen im Material widmet und das Wesen des Objekts erkundet.
Ein zentrales Thema Legensteins ist die menschliche Perzeption. Es geht dem Künstler um individuelles Wahrnehmen und auch darum, ein Gefühl für das jeweilige Objekt zu entwickeln, Erlebnisse, Orte oder Erinnerungen mental und bildnerisch festzuhalten, welche er mit dem Gegenstand assoziiert. Die Vorlagenmotive für Legensteins Bilder können somit Fundstücke sein, die ihm beim Spazierengehen auffallen und die er ins Atelier mitnimmt, es können auch Dinge sein, die ihm im Alltag begegnen: Eine Kaffeekanne, ein Blumenstrauß, eine Brille.
Obgleich sich der Künstler auch Formen der Natur bedient, geht es ihm nicht um das Abbilden derselben, sondern um die Auseinandersetzung mit Realität, um die Wahrnehmung von Wirklichkeit. So faszinieren Legenstein Samenkapseln, die in öffentlichen Parks am Weg liegen oder ein Bruchstück eines Holunderstrauchs, das er auf dem Wiener Wilhelminenberg findet. Wahrnehmung ist immer eine persönliche Sache. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Ebenen, wie Reize aufgenommen und empfangen werden. Jeder Mensch filtriert auf sehr individuelle Weise Informationen, die er dann zu einem mehr oder weniger sinnvollen Gesamteindruck zusammenführt. Der Fokus Burkhard Legensteins Arbeiten scheint auf der Befragung von Dasein, Existenz und Gewissheit zu liegen. In diesem Kontext bedeutet Aneignung von Wirklichkeit nichts anderes als Interpretation von Realität, die bekanntermaßen bei jedem Menschen anders aussieht. So können die Arbeiten des Künstlers am ehesten als seine persönliche Wechselbeziehung mit der uns umgebenden Wirklichkeit verstanden werden.
Wie läuft bei Burkhard Legenstein, ehemaliger Schüler von Wolfgang Hollegha an der Akademie der bildenden Künste Wien, der künstlerische Prozess bis zu einer fertig gestellten Leinwand ab? Bleiben wir beispielhaft bei einem Stein. Ein Fundstück. Das Artefakt wird genau betrachtet, visuell analysiert, in die Hand genommen und haptisch erkundet. Sogleich entstehen in einem ersten Schritt meist farbige kleine Skizzen und ausführlichere Zeichnungen. Von verschiedenen Seiten und Perspektiven wird der Stein viele Male gezeichnet, bevor sich der Künstler für eine spezielle Ansicht oder ein Detail entscheidet, das dann als Gemälde umgesetzt wird. Die vorangehenden Zeichnungen orientieren sich noch viel näher am Gegenstand, um ihn vielleicht Stück für Stück intensiver verinnerlichen und erfassen zu können. Die Malerei führt dann den Stein gleichermaßen auf eine höhere Stufe der Abstraktion, die natürlich wesentlich mehr Assoziationsmöglichkeiten zulässt. Das Stichwort ist hier: „Sich ein Bild machen“ vom Stein: Welches Gefühl, welche Erinnerung verknüpfe ich mit dem Stein und auch mit dem Moment, als ich ihn gefunden habe.
Die vergebenen Bildtitel sind Legenstein nicht unwichtig. In manchen Titeln ist demgemäß „Stein“ zu lesen oder „Holzstück“. Die objektive Definition dessen, was dargestellt ist. Dann gibt es einen zweiten, nicht minder wichtigen englischen Titel, der eine innere Haltung, eine Assoziation oder einen Augenblick beschreibt, welcher dem Künstler zu einem bestimmten Moment wichtig war. Diese Titel stellen sich meist ungemein narrativ dar und stecken voller Geschichten. Wenn zum Beispiel ein Bild heißt: „snow comes into the rain“, so könnte es sein, dass der Künstler im Prozess des Malens aus dem Fenster schaute und der Regen ging in Schnee über. Wenn wir lesen „grey clouds passed by“, dann könnte es so gewesen sein, dass im Moment des Findens des Steins graue Wolken vorbeizogen und das Blau des Himmels trübten.
Offensichtlich scheinen die Titel eine Art Handreichung des Künstlers, um uns den Einstieg ins Bild zu erleichtern, denn wir wissen zwar etwas über den Ausgangspunkt des Motivs: Ein Stein. Aber wir fragen uns natürlich: Ist da noch mehr? Und an dieser Stelle beginnt gewissermaßen die Autonomie des Bildes. Abstraktion, Figuration und Titel bilden eine Einheit und liefern verschiedene Bildebenen, die überraschende Räume eröffnen. Sie offerieren unterschiedliche Blickwinkel, sich den Arbeiten gedanklich oder emotional zu nähern.
Augenscheinlich ist, dass Burkhard Legenstein keine zentralperspektivische Lösung anbietet, um die Bildräume, die auf konkreten dreidimensionalen Gegenständen beruhen, visuell zu öffnen. Seinen Werken ist dadurch ein besonders hoher Grad an Offenheit zu Eigen, denn wir nehmen nicht mehr nur den Blickwinkel der Figuration ein. Im Gegenteil. Wir werden eigentlich angehalten unseren Standpunkt visuell und mental immer wieder zu wechseln. Wir sehen uns konfrontiert mit dem Gegenstand, dem aus gestischen Pinselstrichen bestehenden Farbraum und der persönlichen Geschichte des Künstlers in Form des Bildtitels. Legenstein bietet uns die Möglichkeit individuell ins Bild einzusteigen, seine Entdeckungen weiterzudenken und die auf die Leinwand übertragene Energie zu spüren, die sich in den gestischen Strukturen spiegelt und die Impulse und Motivationen des Künstlers in gewisser Weise nachvollziehbar werden lässt. Hier geht es um Dynamik, Aktion, Rhythmus, Subjektivität, Materialität und nicht zuletzt um Poesie und Meditation, was sich vor allem in den sehr reduzierten „Bogenbildern“ ausdrückt. Spannend zu sehen ist, dass uns Legenstein nicht den ganzen Bogen zeigt, sondern nur Details des Utensils. Die Bewegung und schwungvolle Linie des Bogengriffes oder ein kunstvoll gestalteter Arm erregen seine Aufmerksamkeit. Das Bogenschießen war eine der ältesten Kampfkünste der Samurai. Ein Bogen galt in Japan als die Verkörperung von Disziplin und Reinheit und hatte immer eine meditative Komponente in sich getragen. Genau das ist es, was es in den Bogenbildern zu entdecken gilt: Spiritualität, Entleerung des Bewusstseins, Reduktion auf das Wesentliche, kein Pinselstrich zu viel.